1. Wie viele Urheberrechtsverletzungen bekommt Ihr mit?
Im Durchschnitt werden wir etwa zwei bis drei Dutzend Mal pro Jahr auf Textbearbeitungen aufmerksam gemacht – meist über Veröffentlichungen im Internet oder durch Hinweise aus dem kirchlichen Umfeld. Es dürfte eine erhebliche Dunkelziffer geben. Wir reagieren jedoch zurückhaltend und maßvoll, insbesondere wenn es sich um die nicht-kommerzielle kirchliche Nutzung handelt.
2. Was droht denen, die das "Danke-Lied" umdichten?
Unsere Linie ist klar:
3. Warum war unserem Vater das Urheberrecht so wichtig?
Martin Gotthard Schneider war ein überaus sensibler Autor, dem der theologische und geistliche Zusammenhang seiner Lieder wichtig war. Besonders das „Danke-Lied“ – entstanden Anfang der 1960er Jahre – verstand er nicht als beliebig formbares „Volkslied“, sondern als Ausdruck des christlichen Dankens im Alltag. Dass es sich in so viele Lebenssituationen einschreiben konnte, hat ihn berührt – umso mehr war ihm daran gelegen, dass die Grundhaltung nicht durch beliebige oder gar geschmacklose Bearbeitungen verwässert wird.
Viele wissen nicht, dass dem Lied ein Dankgebet französischer Arbeiterpriester zugrunde liegt. Diese Männer teilten in den 50er- und 60er-Jahren das Leben einfacher Arbeiter – und aus ihrem Alltag erwuchs eine stille, existenzielle Form der Dankbarkeit: für Seife, Zahnpasta, Müllabfuhr, ein Lächeln, ein „Guten Tag“. Dieses Gebet inspirierte unseren Vater – und diese Schlichtheit ist es auch, die das Lied bis heute auszeichnet.
Trotz oder gerade wegen seiner Bekanntheit blieb das Lied nicht ohne Kritik – als „Kirchenschlager“ verspottet, theologisch als naiv abgetan. Zeilen wie „Danke, wenn auch dem größten Feinde ich verzeihen kann“ oder „Danke für meine Arbeitsstelle“ sind tatsächlich keine einfachen Verse – sie fordern heraus, gerade in einer Welt, in der Vergebung und Dankbarkeit nicht selbstverständlich sind. Schneider selbst war sich dieser Spannung bewusst. Aber es war ihm wichtig, dass gerade diese Worte im Wenn bleiben – als Möglichkeit, nicht als moralischer Imperativ.
Für uns als Erbengemeinschaft geht es darum, das geistliche Anliegen des Liedes zu bewahren – gerade weil es über Jahrzehnte so viele Menschen begleitet hat und immer noch populär ist, selbst außerhalb kirchlicher Kreise. Und auch wenn das Lied heute vielleicht nicht mehr auf Hitparadenplätzen landet oder „modern“ klingt, bleibt es für viele ein Stück gelebter Frömmigkeit.