Lesenswerter Artikel von Philipp Greifenstein (3. Mai 2024):
Martin Gotthard Schneider, der Dichter von „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“, rät statt zu langem und vielem Reden und wider das Gelärm der Deutungskämpfer:innen: „Doch da, wo man das Laute
flieht und lieber horcht und schweigt, bekommt von Gott man ganz gewiss den rechten Weg gezeigt“.
https://eulemagazin.de/kirchenaustritte-evangelisch-kirche-ekd-taufe-kirchensteuer/
Wie bei Olga Neuwirths Oper „Orlando“: Verwendung des Kirchenlieds "Danke" auch in Kurt Palms Stück "This is the End, my Friend“ untersagt
Die Erbengemeinschaft des Komponisten Martin Gotthard Schneider (1930-2017) hat dem österreichischen Regisseur Kurt Palm die Verwendung des Kirchenlieds "Danke für diesen guten Morgen" in seinem
neuesten Stück „This is the End, my Friend“ untersagt. Der Einsatz des Liedes mit einem an mehreren Stellen veränderten Text („Danke für diesen Selchfleischknödel“) in Palms dystopischer
Horrorklamotte entspreche in keiner Weise den theologischen Intentionen des Autors, teilte die Erbengemeinschaft am 25.03.2022 mit.
Palms Stück hatte am 17.03.2022 im Theater Phönix in Linz (Österreich) Premiere. Das Danke-Lied wird darin an mehreren Stellen mit verändertem Text verwendet, „ohne eine Aufführungsgenehmigung
der Erbengemeinschaft mgschneider.de einzuholen“, schreibt das Theater Phönix auf seiner Webseite.
In einem Schreiben an die Erbengemeinschaft hatte Palm am 24.03.2022 die Verwendung des Kirchenlieds damit begründet, dass er als Kind Ministrant und Mitglied der Katholischen Jungschar gewesen
sei, „und wir haben dieses Lied 1964 auch in einer Theateraufführung verwendet“.
Dies ließ die Erbengemeinschaft als Begründung nicht gelten: „Es gibt viele Menschen, denen das Danke-Lied etwas bedeutet“, sagte Jörg Schneider. Daher werde keine Erlaubnis für eine weitere
Verwendung des in dem Stück persiflierten Kirchenliedes erteilt. Dem Autor Martin Gotthard Schneider sei es ein großes Anliegen gewesen, dass Änderungen am Text nicht dem Geist seines Originals
widersprechen und ein enger Glaubenszusammenhang besteht. Seit 26.03.2022 ist das Kirchenlied aus Palms Stück gestrichen.
Bereits im Januar 2020 hatte die Erbengemeinschaft der mit dem renommierten Ernst-von-Siemens-Musikpreis (250.000 Euro) sowie dem Grawemeyer Award for Music Composition 2022 ausgezeichneten
Komponistin Olga Neuwirth untersagt, eine veränderte Version des Kirchenlieds in ihrer in der Wiener Staatsoper aufgeführten Oper „Orlando“ zu verwenden. Neuwirth hatte „Danke“ zur Illustration
von Kindesmissbrauch verwendet („Thank you, for all the perpetrators, Thank you, for all the enemies“) und musste
daraufhin die Partitur ändern.
Das 1961 von dem Freiburger Kirchenmusiker und Theologen Martin Gotthard Schneider komponierte Kirchenlied „Danke für diesen guten Morgen“ ist das bekannteste moderne Kirchenlied im
deutschsprachigen Raum. Es konnte sich 1963 für eineinhalb Monate in den deutschen Singlecharts platzieren und wurde weltweit in mehr als 25 Sprachen übersetzt.
Kontakt:
Erbengemeinschaft mgschneider.de
c/o Jörg Schneider
Gerichtsgasse 1, 78462 Konstanz
info@mgschneider.de
www.danke-lied.de
Die G. Ricordi & Co., Bühnen- und Musikverlag GmbH als Verlegerin von Olga Neuwirths Oper Orlando ersucht um folgende Mitteilung:
Am Ende des 1. Teiles der Oper Orlando von Olga Neuwirth wird das Lied „Danke für diesen guten Morgen“ von Martin Gotthard Schneider gesungen. Die Rechtsinhaber dieses Liedes (Erbengemeinschaft Martin Gotthard Schneider sowie der Gustav Bosse Verlag Kassel) distanzieren sich ausdrücklich von dieser Verwendung und der Form der Darstellung. Das Lied wird in einer karikierend-entwürdigenden Form dafür verwendet, die Bigotterie in der Gesellschaft darzustellen. Es geht hier u.a. um den sexuellen Missbrauch von Kindern. Das Lied „Danke für diesen guten Morgen“ in diesem Kontext zu verwenden, entspricht in keiner Weise den Intentionen des Komponisten Martin Gotthard Schneider, die Verwendung des Liedes sowie die entsprechende Bearbeitung und Darstellung wird daher von den Rechtsinhabern nicht genehmigt. Die G. Ricordi & Co., Bühnen- und Musikverlag GmbH und die Rechtsinhaber haben sich darauf geeinigt, die heutige Aufführung der Oper Orlando unverändert zu belassen, die Rechtsinhaber werden aber weitere Verwendungen nicht mehr genehmigen.